Citizen Science Projekt ActEU geht in Fokusgruppenphase: Politische Teilhabe und Repräsentation in Europa

Wie wünschen sich die Bürger:innen Europas politische Teilhabe-/Partizipationsmöglichkeiten? Unter welchen Bedingungen fühlen sie sich repräsentiert? Welche Rolle spielen dabei konventionelle Teilhabemöglichkeiten in Institutionen und Prozessen der repräsentativen Demokratien Europas, wie in politischen Parteien oder durch Wahlen, welche kommt unkonventionellen und disruptiven Partizipations- formen zu, wie politischem Konsum oder #Aktivismus? Und unterscheiden sich Logik und Routinen individueller und kollektiver politischer Teilhabe im digitalen Raum wirklich von denen auf der Straße? 

Um diesen Fragen nachzugehen ist das Horizon Europe Projekt ActEU unter der Federführung von Michael Kaeding und Kristina Weissenbach (Universität Duisburg-Essen) nun in die erste Phase der explorativen und sequentiellen Datenerhebung und -analyse gegangen: von Mai bis September 2023 finden Fokusgruppen in Deutschland, Frankreich, Griechenland und Tschechien statt. Ziel ist es unser Verständnis zu unterschiedlichen Facetten der klassischen „Vertrauensfrage“ aus der Umfrageforschung komparativ zu erweitern. Die Analyseergebnisse tragen einerseits zur Konzeptualisierung der nachfolgenden Webscraping-Phase und des experimentellen Surveys bei. Andererseits bereiten sie vor auf die transdisziplinäre Erarbeitung von Toolkits für Akteure aus Politik und Zivilgesellschaft sowie für Lehrer:innen weiterführender Schulen und die Durchführung von Reallaboren mit Jugendlichen, Politiker:innen und Cartoonisten aus unterschiedlichen EU-Mitgliedstaaten.

Unter der wissenschaftlichen Leitung von Daniela Braun (Universität des Saarlandes) untersucht ActEU (https://acteu.org/) mit Hilfe der neugenerierten Daten vielschichtig das Vertrauen der Bürger:innen aus 10 Ländern der Europäischen Union in die Institutionen, Akteure und Prozesse der repräsentativen Demokratie und entwickelt darauf aufbauend zielgruppenorientierte und praktisch umsetzbare Maßnahmen um Vertrauen zu schaffen, zurück zu gewinnen und zu stabilisieren.

Ein Einblick in die Fokusgruppen: Pro Land wurden jeweils vier auf die Frage nach politischer Teilhabe bezogen homogene, aber soziostrukturell heterogene Gruppen ins Gespräch gebracht. Um genderspezifische Narration über Prozesse und emotionale Aspekte politischer Partizipation, Repräsentation und Vertrauen möglich zu machen, wurde zuletzt jeweils eine rein weibliche Gruppe zusammengesetzt. Bei der Konzeptualisierung des Leitfadens kam eine besondere Bedeutung der individuellen Wahrnehmung von politischen Herausforderungen wie Migration, Gleichstellung der Geschlechter oder Klimawandel zu, sowie der Diskussion darüber auf welcher Ebene eines politischen Systems diesen adäquat begegnet werden kann und wie ein:e gut:e Politiker:in aussieht, die/der Lösungen für individuelle und kollektive „Probleme“ findet und diese umsetzen kann.

Durch ihr exploratives Design und den Einsatz von „Chinesischem Portrait“ oder spontanen Assoziationen ermöglicht die erste qualitative Datenerhebungsphase zu individueller, kollektiver und konnektiver Partizipation sowie deskriptiver, substantieller und emotionaler Repräsentation unter den Bedingungen der digitalen Transformation nun die Basis für vielfältige Analysen im Gesamtprojekt ActEU: qualitative und thematische Inhaltsanalysen sowie Facial Expression Analysen des Videomaterials bilden hier den ersten Zugang.



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