Sprache, Medien und Kommunikation

Über Kommunikation gewinnen politische Akteure Legitimität – die wichtigste Machtressource in der Demokratie. Sprache ist dabei das zentrale Instrument zur Artikulation von Machtansprüchen und politischen Handlungsabsichten. Vor der Prämisse, dass sich das Verhältnis von Sprache und Politik unter den Bedingungen der Digitalisierung massiv verändert, stellen wir uns die Frage nach der Stoßrichtung dieser Veränderung in normativer wie in empirischer Hinsicht.

  • Sind grundlegende qualitative Veränderungen beobachtbar, die sich auf die Struktur- und Handlungsdimension von Politik auswirken?
  • Wie gestaltet sich der Zusammenhang zwischen politischer Kommunikation, Machterhalt und Machterosion?
  • Was sind die Voraussetzungen erfolgreicher Regierungskommunikation in Deutschland und im internationalen Vergleich?

Bei der Untersuchung dieser Fragen ist Sprache für uns sowohl Forschungsgegenstand als auch Forschungsperspektive. Denn einerseits ist Sprache immer in einer Handlungsdimension eingebettet: Wer spricht wie und warum? Wie lässt sich Politik kommunikativ so vermitteln, dass die Gestaltungsmacht der Akteure erhöht wird? Sprache ist in dieser Dimension gleichzeitig Instrument, wie auch unhintergehbare Bedingung des Politischen. Denn wie, wenn nicht über die Sprache lassen sich Machtansprüche formulieren und Handlungsabsichten kommunizieren und mit Legitimität versorgen?

Wie ist die Veränderung von Mediensystem, politischer Kommunikation und Sprache unter den Bedingungen der Digitalisierung zu bewerten? Diese Frage verbindet viele unserer Forschungsprojekte. Entstehen neue Möglichkeiten, Demokratie lebensnaher zu gestalten oder unter dem Stichwort “mehr Demokratie” sogar einen Zugewinn an Partizipation zu organisieren? Und wie gestalten sich in diesem Zusammenhang die entgegen gesetzten Tendenzen, die ein weitaus düsteres Bild dieses Wandels zeichnen, wie die Probleme digitaler Überwachung bislang erahnen lassen. Wir fragen uns daran anknüpfend grundsätzlich auch, wie wir politikwissenschaftlich mit derartigen Ambivalenzen umgehen können.

Da Vermittlungsprozesse deshalb nur als relationale Phänomene funktionieren können, analysieren wir gleichzeitig Sprache in ihrer strukturellen Dimension. So ist es die sinnstiftende Kraft von Diskursen und Praktiken, die das Politische prägen. Ausgehend von der Feststellung, dass politische Symbole und Inszenierungen nicht allein als Darstellungselemente wirken, sondern unmittelbar performative Kraft entfalten, beschäftigen wir uns mit der medialen Vermittlung politischer Prozesse und der politischen Bedeutung übersubjektiver Sprachkonstrukte wie beispielsweise “das Gemeinwohl”, „der Wohlfahrtsstaat”, die sich nicht nur als objektive Strukturen, sondern auch als Diskurse/diskursive Formationen rekonstruieren lassen.

Dazu nutzen wir die unterschiedlichsten methodischen und theoretischen Zugänge: Die Vermessung linguistischer Corpora steht dabei gleichbedeutend neben der Rekonstruktion politischer Diskurse. Narrative Praktiken und politische Symbolik werden ebenso wie (digitale) Netzwerke zum Gegenstand der Analyse. Über dieses Zusammenspiel teils konträrer Ansätze entsteht an  der NRW School of Governance ein breit gefächertes Wissen über die Sprachlichkeit des Politischen.

Projektgruppen und Projekte aus dem Forschungsbereich