Regierungszentralen
Innerhalb dieses Themenfeldes geht es darum, formelle und informelle Steuerungs- und Entscheidungsprozesse von Regierungszentralen zu identifizieren. Regierungszentralen wie das Bundeskanzleramt oder die Staatskanzleien der Länder sind bedeutsame politisch-administrative Steuerungs- und Koordinationsinstanzen von Regierungen. Dabei ist die Rolle von Regierungszentralen im politischen System bislang wenig untersucht worden. So liegen aktuell nur einige wenige, meist verwaltungswissenschaftlich geprägte Publikationen zur Organisation und Struktur von Regierungszentralen vor. Wichtige politikwissenschaftliche Themenfelder blieben bisher unbearbeitet oder werden gerade erst für politikwissenschaftliche Forschungsarbeiten entdeckt.
Leitfragen
Das Spannungsverhältnis zwischen Formalität und Informalität.
- Welcher informellen Strukturen und Entscheidungsprozesse bedient sich eine Staatskanzlei, um ihre formalen Funktionen und Aufgaben erfüllen zu können?
- Welche Phänomene und Muster der Informalität bilden sich intern?
- Wovon ist die Entstehung uns Ausprägung informeller Strukturen und Prozesse abhängig?
Einfluss
- Wie groß ist der informelle Einfluss einer Regierungszentrale auf das Handeln einer gesamten Regierungsformation?
- Woran lässt sich dieser Einfluss festmachen, und wovon ist das Einflusspotential abhängig?
Funktionalität
- Welche Bedingungen müssen informelle Prozesse und Entscheidungsstrukturen erfüllen, um die Effektivität der formalen Organisation sicherzustellen?
- Gibt es Kriterien mit deren Hilfe die Funktionalität bzw. Dysfunktionalität von informellen Strukturen und Prozessen bewertet werden kann?
Politikmanagement und politische Entscheidungsspielräume beruhen zu einem gewichtigen Teil auf der Fähigkeit, einen politischen Diskurs pro-aktiv einschätzen, aufgreifen und neu konfigurieren zu können. Politische Handlungsfähigkeit lässt sich vor allem dann beobachten, wenn sie mit der Deutungshoheit über politische Diskurse einhergeht.
In dem von der Hans-Böckler Stiftung geförderten Forschungsprojekt “Politikmanagement im Ungleichheitsdiskurs”, das von 2016 bis 2018 an der NRW School of Governance durchgeführt wird, wird diesem Zusammenhang am Beispiel der Debatte über die soziale Ungleicheit im Kontext der europäischen Banken- und Finanzkrise nachgegangen.
An der Schnittstelle von vergleichender Regierungsforschung, politischer Kommunikation und politischer Sprache werden die Strukturen, Dynamiken und Mechanismen von politischen Entscheidungsprozessen und Politikmanagement sowie von Diskursen und Diskursverhalten politischer Entscheidungsträger und korporativer Akteure in der Debatte über die soziale Ungleichheit untersucht.
Auf Grundlage von korpusanalytisch gewonnenen Daten durch das an der NRW School of Governance erarbeitete PolMine-Projekt ist es möglich, diesen Ungleichheitsdiskurs in unterschiedlichen Arenen des Politikmanagements ersmtals effizient zu vermessen und Schlüsselmomente im Diskursverlauf zu identifizieren. Durch qualitative Interviews mit politischen EntscheidungsträgerInnen und ExpertInnen des Ungleichheitsdiskurses sowie die politikwissenschaftliche Narrativanalyse erfolgt darauf basierend die Rekonstruktion von diskursstrukturierenden Elementen. Mithilfe dieses interpretativen Zugangs wird die Forschungsstudie zum Verständnis der Mechanismen des Politikmanagements und der Einschätzung und Steuerung politischer Diskurse in Zeiten sozialer Ungleicheit beitragen.
Leitfragen
- Wie gestaltet sich das Politikmanagement im Ungleichheitsdiskurs?
- Wie können politische Akteure sich in Kontroversen einschalten und Gehör verschaffen?
- Gibt es spezifische Erzählweisen, die je nach Akteurskonstellation und kommunikativer Arena herangezogen werden müssen, um anschlussfähige Narrative zu etablieren?
- Wie wird in Deutschland über Ungleichheit gesprochen und warum?
AnsprechpartnerInnen
Dr. Kristina Weissenbach (in Elternzeit)
Tel.: +49 (0) 203/379 – 3742
Mail: kristina.weissenbach@uni-due.de
Christopher Smith Ochoa
Tel: +49 (0) 203/379 – 2284
Mail: christopher.smith@uni-due.de
Nichtregierungsorganisationen (NGOs) nehmen als politische Akteure eine besondere Rolle im System der organisierten Interessen bzw. der Zivilgesellschaft ein. Ihnen wird im Vergleich zu anderen politischen Akteuren ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit und Vertrauen zugeschrieben. Dennoch fehlt eine trennscharfe Abgrenzung zu anderen Interessengruppen, u.a. wie Mitgliedschaftsverbänden, Stiftungen, Think Tanks und Bürgerinitiativen.
Das Forschungsprojekt „NGOs und Politikmanagement“, das vom Gemeinschaftsausschuss der Deutschen Gewerblichen Wirtschaft gefördert und von September 2017 bis 2019 durchgeführt wird, legt den Schwerpunkt auf NGOs als Interessenorganisationen im politischen Meinungs- und Entscheidungsbildungsprozess. Das Projekt untersucht die Rolle von NGOs als besondere Akteure der Interessenvertretung.
An der Schnittstelle von moderner Regierungsforschung und vergleichender Interessengruppenforschung verfolgt es das Ziel, Hypothesen u.a. zur spezifischen Mitglieds- und Einflusslogik von NGOs sowie zu den NGO-spezifischen Instrumenten der Interessenartikulation zu generieren und somit zur typologischen Theoriebildung beizutragen.
Hierzu verwendet das Projekt einen qualitativ-vergleichenden Zugang entlang von fünf Fallstudien eines konzeptionellen Clusters. Als Datengrundlage dienen u.a. ExpertInneninterviews, die mit Methoden der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet werden. Mit diesem explorativen Zuschnitt trägt das Forschungsprojekt dazu bei, das Verständnis von Strukturen und Prozessen des Politikmanagements von NGO-Strategien der Interessenvertretung (advocacy) sowie der Service- und Projektarbeit (non-advocacy) zu verbessern.
Leitfrage: Wie agieren (verschiedene Typen von) NGOs im Rahmen von öffentlichkeitswirksamen Prozessen der Interessenvermittlung?
Teilfrage: Welche Strategien, Instrumente und Netzwerke werden verwendet?
Teilfrage: Wie laufen die internen Entscheidungsprozesse ab? Auf welche Weise werden strategische Entscheidungen getroffen?
Teilfrage: Welche Legitimationsfiguren werden gegenüber der politischen Öffentlichkeit und gegenüber den Mitgliedern bzw. UnterstützerInnen artikuliert?
Ansprechpartner
Dr. Martin Florack
Tel.: +49 (0) 203/379 – 2048
E-Mail: martin.florack@uni-due.de
Dr. Maximilian Schiffers
Tel.: +49 (0) 203/379 – 4341
E-Mail: maximilian.schiffers@uni-due.de