Das WählerInnenverhalten stellt die Parteien und ihre KandidatInnen vor neue Herausforderungen: Parteibindungen werden schwächer, die WählerInnen treffen ihre Entscheidung immer später und ihre Wahlabsichten sind heute weit weniger berechenbar als noch vor ein bis zwei Jahrzehnten. Vor diesem Hintergrund beschäftigen wir uns mit der Frage, wie politische Parteien auf diese Veränderungsprozesse reagieren und wie sich Wahlkämpfe verändern.
Im Fokus unseres Forschungsinteresses steht der Wandel von Wahlkämpfen. Diesen analysieren wir auf zwei Ebenen. Zum einen gilt unser Augenmerk der Binnenperspektive der Parteien. Die für die Öffentlichkeit zumeist nicht sichtbare Kampagnenarbeit erschließen wir insbesondere durch die Forschung im Feld. Nur so ist es möglich, Antworten auf Fragen wie die folgenden zu erhalten: Wie interpretieren Parteien und KandidatInnen die Herausforderungen komplexer Wählermärkte? Auf welchen Erfahrungen, Erwartungen und Kalkülen beruhen ihre Kampagnen? Wer entscheidet über Strategie- und Organisationsfragen? Was sind aus Sicht der Akteure tatsächliche Innovationen?
Zum anderen analysieren wir die beabsichtigten und unbeabsichtigten Folgen von Entscheidungen, welche die in den Wahlkampf involvierten Akteure treffen. Hierzu nutzen wir ein breites methodisches Instrumentarium. Mithilfe von Wahlprogrammanalysen vermessen wir den strategischen Wettbewerbsraum und erfassen die programmatische Erneuerung von Parteien. Welche Wirkung neue und alte Kanäle der Wahlkampfkommunikation haben, nehmen wir unter anderem durch den Rückgriff auf Fokusgruppen in den Blick. Schließlich arbeiten wir an einer theoretischen und methodologischen Weiterentwicklung der Wahlkampfforschung. Hierbei spielt die Sprache eine integrale Rolle. Sprache begreifen wir dabei nicht nur als Forschungsgegenstand, sondern als Forschungsperspektive, um die Praktiken politischer Kommunikation zu erklären und in ihrem Sinngehalt zu verstehen.