Thomas de Maizière über politisches Krisenmanagement

Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte und Thomas de Maizière, MdB. Foto Alexandra Roth / fotoagentur roth

Über politische Entscheidungen unter Zeitdruck und de Maizières Erfahrungen im politischen Alltag sprachen Karl-Rudolf Korte und der ehemalige Bundesinnenminister vor zahlreichen interessierten Studierenden. Ein großer Gewinn für die ZuhörerInnen einen so tiefen Einblicke in den „Maschinenraum der Politik“ zu bekommen.

Auf Basis von Karl-Rudolf Kortes Publikation „Gesichter der Macht“ und Thomas de Maizières Neuerscheinung „Regieren. Innenansichten der Politik“ bekam das Publikum einen spannenden Einblick in den Alltag eines Bundesministers und sein politisches Entscheidungsmanagement. In Krisensituationen sei das Entscheidungsmanagement ein ganz anderes als im politischen Alltag, stellte der Bundestagsabgeordnete heraus.

Thomas de Maizière im Gespräch mit Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte. Foto Alexandra Roth / fotoagentur roth

Normalerweise werden Entscheidungen in Abstimmung mit einer Vielzahl weiterer Akteure getroffen, doch in Krisenmomenten müsse man als Minister schnell und eigenverantwortlich entscheiden. Als Beispiel nannte er die Absage des Fußball-Länderspiels 2015 in Hannover aufgrund einer akuten Terrorwarnung. In dieser Situation fanden lediglich Beratungen und Abstimmungen zwischen mit dem niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius statt. In diesem Kontext entstand in einer gemeinsamen Pressekonferenz de Maizières bekannter Spruch „Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern.“ Hintergrund war eine Nachfrage eines Journalisten, ob die Bedrohungslage überstanden sei. Dazu zeigte de Maizière dezidiert auf, welche einzelnen Antwortmöglichkeiten mit welchen Vor- und Nachteilen verbunden waren. Er resümierte, dass es keine denkbar ehrliche und gleichzeitig beruhigende Antwort in diesem Moment zur Verfügung stand und er sich deshalb für die wage Antwort mit Spekulationscharakter entschieden habe. In der Medienlogik gebe es Situationen, in denen es keine zufriedenstellende Antwort für alle gebe.

Nicht nur an Entscheidungen in Krisensituationen und die Logik dahinter ließ der heutige Vorsitzende der Deutschen Telekom Stiftung die Studierenden teilhaben. Interessante Einblicke in die alltägliche Arbeit im Bundeskanzleramt, Bundesverteidigungsministerium und -Innenministerium teilte der Gast mit den Anwesenden. Dabei zeigten sich ganz unterschiedliche Arbeits- und Entscheidungsstrukturen, die er mit zahlreichen Praxisbeispielen untermauerte. Ein spannender, lehrreicher und einzigartiger Abend für alle Anwesenden.

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