Karl-Rudolf Korte zu Gast bei Markus Lanz

Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte zu Gast bei Markus Lanz.

Anlässlich seines neu erschienen Buches „Gesichter der Macht: Über die Gestaltungspotenziale der Bundespräsidenten“ war Professor Dr. Karl-Rudolf Korte zu Gast in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz. Neben seinem Buch sprachen Professor Dr. Korte und Markus Lanz über den aktuellen Erfolg der Grünen sowie die politischen Interessen der Gesellschaft.

„Enthusiasmus, Leidenschaft, Gefühle, Zuversicht – das braucht eine Demokratie, auf die wir stolz sein können! Wir haben derzeit zu viele Parteien, die einfach mieses Karma produzieren“, so der Politikwissenschaftler zu Anfang seines Gespräches mit Lanz. Das Bedürfnis nach einer zuversichtlichen Wohlfühlkultur in der Mitte der Gesellschaft sei groß, weswegen die Grünen aktuell in Umfragen so positiv abschneiden. Vor dem Hintergrund einer sich ständig verändernden Welt und der großen wahrgenommenen individuellen Unsicherheit der Menschen werden, so Professor Dr. Korte, keine „Masterpläne“ gefordert, die die Politik als One-Fits-All-Lösung anbietet. Die Bürgerinnen und Bürger belohnen heute eher das intelligente und kritische Fragestellen vor dem Hintergrund eines “moralischen Abrüstens”, wie die Grünen es aktuell verkörpern. So sind laut Professor Dr. Karl-Rudolf Korte Politiker gefragt, die souverän mit der Unwissenheit umgehen können – eine „niveauvolle Ratlosigkeit“ wird vom Wähler kreditiert. Robert Habeck, der zwar die Kunst des intelligenten Fragenstellens personifiziere, ansonsten eher als Veränderer auftritt, stellt damit eine Ausnahme unter den aktuellen Spitzenpolitikern dar. Die deutsche Bevölkerung wählt tendenziell weniger die Change-Maker oder die Veränderer wie Habeck, sondern eher die „Extremisten des Normalen mit dem Charme von Büroleitern“ erklärte der Politologe. Das erkläre auch den lange andauernden Wahlerfolg Merkels, die auch in aufgeregten Zeiten eine stoische “Empörungsverweigerung“ ausstrahlt.

Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte auf dem Podium.

Außerdem gab Professor Dr. Karl-Rudolf Korte Einblicke in sein vor kurzem veröffentlichtes Buch über die Gestaltungsmöglichkeiten der Bundespräsidenten. Von Theodor Heuss über Weizsäcker und Herzog bis Steinmeier zeigen sich in seiner Analyse ganz unterschiedliche Bundespräsidenten, die im Rahmen der deutschen Politik ganz individuell agierten. Die Ausgestaltung der Bundespräsidentenrolle orientiere sich neben der Tagespolitik, auch an anderen regierenden Politikern und ihren Machtstilen. Das zeigt sich an Altpräsident Joachim Gauck, den Professor Korte als Seelsorger der Nation und Gegenstück zu der „bis zur Schmerzgrenze nüchternen Kanzlerin“ Angela Merkel charakterisiert. Eine besondere Rolle erhielt 2017 der amtierende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als Mediator bei der Regierungsbildung. Er nutzte erstmals seit Gründung der Bundesrepublik die Reservemacht der Bundespräsidenten und prägte damit maßgeblich den weiteren und schlussendlich erfolgreichen Verlauf der Sondierungsgespräche.

Der Politikwissenschaftler zeigte außerdem auf, welche zukünftigen Machtpotenziale Bundespräsidenten zu nutzen in der Lage wären. In der Debatte um eine Wahlrechtsreform zur Reduzierung der Anzahl der Bundestagsabgeordneten könnte der Bundespräsident beispielsweise seine Macht nutzen, um eine Expertenkommission einzurichten und eine Reform anzustoßen. Insgesamt erkennt Professor Dr. Korte im Zeitverlauf einen Bedeutungszuwachs des Amtes des Bundespräsidenten. Gerade in Krisenzeiten können Bundespräsidenten, neben der repräsentativen auch gestalterische Macht nutzen. Dennoch gehöre der Präsident „zur Deutungselite, nicht der Entscheidungselite“, bei der die Sprache die einzige Quelle der Gestaltungsmacht sei. Der Bundespräsident kann durch die Symbolkraft der Sprache zum Meinungsbildner, Debattenöffner, Versöhnungsstifter und Zivilitätswächter werden.

Das Gespräch mit Professor Dr. Karl-Rudolf Korte und Markus Lanz sowie weiteren Gästen finden Sie in der ZDFmediathek.

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