Mit Youtube-Videos politische Narrative erforschen? – Dr. Frank Gadinger zu Gast an NRW School of Governance

Frank Gadinger im Gespräch mit den Studierenden Jan Dinter und Lena Rickenberg.

Frank Gadinger im Gespräch mit den Studierenden Jan Dinter und Lena Rickenberg.

Einen Experten für interpretative Forschungsdesigns hatten die Master-Studierenden der NRW School of Governance am 03. Dezember in Person von Dr. Frank Gadinger zu Gast.

Auf Einladung von Kristina Weissenbach referierte der am Käte Hamburger Kolleg / Centre for Global Cooperation Research forschende Politikwissenschaftler im Rahmen des Master-Seminars „Qualitative Forschungszugänge und Forschungsdesigns empirischer Politikwissenschaft“ über Schwerpunkte seiner eigenen Forschung, diskutierte aktuelle Projekte der Studierenden und ermutigte die Anwesenden zu Kreativität in der Auswahl ihrer Methoden.Einblicke in die interpretative Arbeitsweise eines Forschers, der einer rekonstruktiven Forschungslogik folgt, ermöglichte Gadinger anhand zweier Projekte: Seine Untersuchungen zu den politischen Narrativen innerhalb der Unruhen in Großbritannien 2011 und dem Narrativ des „War on Terror“ in den USA.

Beide Projekte hätten deutlich gemacht, dass es für die Vorgehensweise einer interpretativen Forschung „nicht immer das passende Methodenbuch gibt“. Da interpretative Forschung – begründet durch ihre starke Orientierung am Gegenstand – vielmehr ein „Tasten danach was einen interessiert“ sei, gelte es in der Auswahl der Methoden mehr Kreativität und Mut zuzulassen. Als Beispiel dafür führte Gadinger seine Untersuchungen zu den Unruhen in Großbritannien an, die er mit Hilfe von Youtube-Videos erforschte. Dieses – für die Politikwissenschaft durchaus unübliche – Vorgehen ermöglichte einen anderen Zugriff auf die Thematik als es eine Analyse von beispielsweise Zeitungsberichten ermöglicht hätte. Die politischen Narrative ließen sich so prägnanter herausarbeiten.

Als zweiten Aspekt der für interpretative Forschung oftmals charakterisierend ist,  verwies Gadinger darauf, dass die Verwendung unkonventioneller Methoden immer auch den Vorwurf der „Unwissenschaftlichkeit“ provozieren könne. Als Reaktion darauf empfahl er den Studierenden grundsätzlich den Gütekriterien der Reflexivität und der Plausibilität zu folgen. So gelte es immer die Grenzen der eigenen Herangehensweise zu erkennen und in den wissenschaftlichen Arbeiten auch darauf hinzuweisen.

Zum Abschluss bekamen die Studierenden die Möglichkeit, Nachfragen zu ihren eigenen Forschungsprojekten zu stellen, die sie im Rahmen des Seminars von Kristina Weissenbach bearbeiten. Hier konnte Gadinger mit Verweis auf eigene Erfahrungen hilfreiche Ratschläge und Anregungen geben.

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