DigitalisierungsforscherInnen diskutieren den Wandel der Demokratie

Das Praxispanel zum Thema “Politik und Kommunikation zwischen Daten, Netzwerken und Algorithmen”

Zwischen dem 7. und 9. Februar empfing die NRW School of Governance mehr als 70 DigitalisierungsforscherInnen aus Politik- und Kommunikationswissenschaft bei der Tagung „Die Digitalisierte Demokratie – Politik und Kommunikation zwischen Daten, Netzwerken und Algorithmen“.

Es handelte sich dabei um die gemeinsame Jahrestagung des Arbeitskreises „Politik und Kommunikation“ der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW), der Fachgruppe „Kommunikation und Politik“ der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) und der Fachgruppe „Politische Kommunikation“ der Schweizerischen Gesellschaft für Kommunikations- und Medienwissenschaft (SGKM), welche dieses Jahr vom Projektteam DIPART der NRW School of Governance, Dr. Isabelle Borucki, Dennis Michels, Maximilian Wilshaus und Tatevik Sedrakyan organisiert wurde.

Das Programm bestand aus sechs Panels zu diversen Themen mit Bezug zum Thema Digitalisierung, wie Theorien der Digitalisierung, soziale Medien, Partizipation, Populismus, Wahlkampf und Journalismus. Weiterhin fand im Rahmen der Tagung ein Methoden-Workshop zum Thema „Text Mining Politischer Kommunikation“ für den gemeinsamen Nachwuchs aller veranstaltenden Fachgesellschaften statt. Der Leiter des Workshops, Prof. Dr. Andreas Blätte von der NRW School of Governance, diskutierte mit den TeilnehmerInnen geeignete Verbindungen von Forschungsdesigns mit computergestützten Methoden, insbesondere der Nutzung des Pakets polmineR zur Analyse von Plenarprotokollen des deutschen Bundestages in R.

Auf den Panels präsentierten und diskutierten die ForscherInnen eine Vielzahl hochaktueller Studien. Gleich mehrfach waren Social Bots Thema auf der Tagung. Ein Beitrag zeigte auf, wie intransparent, heterogen und dadurch nur schwer praktikabel verschiedene Methoden zur Identifizierung von Social Bots in sozialen Netzwerken sind. Eine weitere Untersuchung zu Social Bots wies außerdem darauf hin, inwieweit Kommunikationsverantwortliche politischer Organisationen während ihrer Arbeit Social Bots wahrnehmen und wie sie auf Social Bots reagieren. Wiederum ein anderer Beitrag verband die Themen Digitalisierung und Populismus. So verglich die Studie den Grad des Populismus in Initialposts und Kommentarspalten der Facebookseiten politischer Parteien. Die AutorInnen stellten in Bezug auf ihre Stichprobe heraus, dass auf den Facebook-Seiten der Parteien CDU, SPD und AfD sehr unterschiedliche Populismusgehalte vorfindbar sind.

Neben den Panels wurde die Tagung von zwei weiteren Highlights aus Theorie und Praxis der Digitalisierung geprägt. Zum einen waren die Gastgeber besonders erfreut, mit Prof. Dr. Jeanette Hofmann die Leiterin der Forschungsgruppe „Politik der Digitalisierung“ des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) für eine Keynote gewinnen zu können. Sie näherte sich in ihrem Vortrag dem Digitalisierungsbegriff über das Konzept der mediatisierten Demokratie und betonte sowohl Kontingenz, als auch Performanz des Digitalen aus einer Perspektive der politischen Theorie. Zum anderen fand im Rahmen der Tagung ein Praxispanel mit Vertretern aus Politik, Medien und Verwaltung statt, die die WissenschaftlerInnen mit den Alltagsherausforderungen der Digitalisierung konfrontierten. Dabei berichteten Prof. Dr. Manfred Mai (Staatskanzlei NRW), Jochen Trum (WDR) und Ralf Güldenzopf (Stadt Oberhausen) vor dem Hintergrund ihrer beruflichen Erfahrungen, wie Digitalisierung die Politik, Verwaltung und Medien in der Praxis verändert. Anhand der Erfahrungsberichte von Prof. Dr. Mai aus der Staatskanzlei NRW stellte sich heraus, dass die Digitalisierung den Alltag des politischen Systems weit weniger verändert als teilweise angenommen. Das zeigte sich beispielsweise daran, dass bestimmte bürokratische Vorgänge zwangsläufig viel Zeit in Anspruch nehmen und auch durch technologische Neuerungen diese Abläufe nicht schneller werden. Nichtsdestotrotz wurde gemeinsam betont, dass die zukunftsgerichtete Forschung an den Inseln der Digitalisierung wichtiger Bestandteil einer selbstbestimmten digitalen Transformation der Gesellschaft sei.

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