Prominenter Besuch an der NRW School of Governance: Bundesforschungsministerin Prof Dr. Johanna Wanka diskutierte in Duisburg am Dienstag, den 17. Juni, das Thema „Wege in die Professionelle Politik“. Dabei gewährte die Ministerin in Duisburg durchaus Einblicke in ihren persönlichen Karriereweg.
Die rund 100 anwesenden Gäste erhielten in der Eingangsrede einen Einblick in die Lebensgeschichte der Bundesministerin und konnten ihren Weg bis hin zur Landes- und später Bundespolitikerin nachvollziehen. Als besonders prägend empfand Wanka dabei die alltäglichen Einschränkungen in der DDR, welche sie bereits als Kind „unangepasster Eltern“ und als nicht-Mitglied der „Jungpioniere“ zu spüren bekam.
Später sollten diese Einschränkungen auch ihre wissenschaftliche Karriere als Mathematikern verhindern. Zumindest zunächst, denn einen Wendepunkt, politisch wie auch für Wanka privat, stellt hier der 09. Oktober 1989 dar. Der Tag, an dem die Leipziger Montags-Demonstranten „die Mauer der Angst einrissen“, so die Ministerin in Ihrem Vortrag. Doch auch nach der Vereinigung Deutschlands blieb das Verhältnis zwischen Wanka und der professionellen Politik spannungsreich – einerseits engagierte sich Wanka aktiv politisch in Bewegungen wie dem „Neuen Forum“, auf der anderen Seite misstraute sie den Parteien und lehnte vor allem das politische Erbe der DDR ab.
Dieser Zwiespalt äußerte sich unter anderem in der langjährigen Parteilosigkeit der Ministerin, welche sie erst im Jahr 2001 mit ihrem Eintritt in die CDU beendete. Ihren eigenen Weg in die professionelle Politik, seit 2013 als Bundesministerin, bezeichnet Wanka als exotisch und als von vielen Herausforderungen geprägt. Doch gerade durch ihren Status als „Quereinsteigerin“ gebe es auch viel Potential, um alternative Lösungswege sichtbar zu machen.
Anschließend an den Vortrag der Ministerin erhielten die Studierenden die Möglichkeit, sich aktiv zu beteiligen: In einer Gesprächsrunde mit Prof. Dr. Korte und Studierenden der NRW School of Governance, wurde unter anderem die Rolle von Professional Schools für das deutsche Politikgefüge diskutiert. Den Anspruch der Governance Schools, Studierende direkt auf eine Karriere in der Politik vorzubereiten, sieht Wanka durchaus kritisch, da sie die Pluralität von Lebenserfahrungen als für die Politik besonders bedeutsam betrachtet. Trotzdem, so merkte die Ministerin an, wäre sie selbst gerne etwas besser auf ihre Rolle als Politikerin vorbereitet worden. Demnach seien es wohl der Mittelweg aus Diversität, geprägt durch unterschiedliche Lebenswege, und einem gewissen Fokus auf Politik, der einem den Einstieg in die professionelle Politik erleichtert.
Zum Abschluss folgte eine Fragerunde mit den anwesenden Gästen, in welcher insbesondere auf die aktuelle Hochschulpolitik eingegangen wurde. Dabei nahm die Ministerin in besonderem Maße die Wirtschaft in die Pflicht. Denn diese fordere von den Universitäten zumeist passgenaue Absolventen und sehe dabei nicht das Potential, durch unternehmensinterne Weiterbildung von Bachelorstudenten, wie z.B. Trainee-Stellen, eigene unternehmensspezifische Schwerpunkte in der Ausbildung zu setzen.
Mit einem letzten Ratschlag wandte sich Wanka an die Studierenden: „Lasst euch nicht verbiegen!“ – auch nicht auf dem Weg in die professionelle Politik – ein Appell der Ministerin, für die Karriere nicht die eigenen Werte zu verlieren. Denn die Wahrheit sei eben nicht immer nur das „was die Menge meint“.