Die Debatte: Quo vadis Europa?

„Quo vadis Euro(pa)? Sind Eurobonds der richtige Weg aus der Krise?“ Das war die kontroverse Fragestellung, die im vierten Streitgespräch der Reihe „Die Debatte“ am 5. Juni an der Universität Duisburg-Essen diskutiert wurde. Die Veranstaltungsreihe der NRW School of Governance und der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen beleuchtet regelmäßig gesellschaftsrelevante Themen und ermöglicht dem Publikum durch ein innovatives Beteiligungsformat, politische Meinungsbildung hautnah mit zu erleben.Zur Frage, ob Eurobonds der richtige Weg aus der Krise sind, diskutierten der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) Prof. Dr. Gustav A. Horn sowie der Finanzprofi und Professor für allgemeine und internationale Betriebswirtschaftslehre Prof. Dr. Max Otte in einem kontroversen Schlagabtausch. Beide sind ausgewiesene Experten im Bereich Ökonomie: Horn als Konjunkturexperte und wirtschaftspolitischer Berater, Otte als Autorität auf dem Gebiet des werthaltigen Investierens (Value Investing) und Autor des Buches „Der Crash kommt“.

Moderiert wurde „Die Debatte“ durch das Moderatorenteam Prof. Dr. Nicolai Dose, Inhaber des Lehrstuhls für Politikwissenschaft und Verwaltungswissenschaft, geschäftsführender Direktor des Rhein-Ruhr-Instituts für Sozialforschung und Politikberatung (RISP) sowie Mathias Grudzinski, Student der NRW School of Governance. Zum Auftakt und Ende der Diskussion wurde jeweils das Meinungsbild des Publikums erfasst.  Somit hatten die Referenten eine direkte Resonanz zu ihrer Argumentation und eine Änderung des Abstimmungsverhaltens seitens des Publikums konnte direkt nachvollzogen werden.

Im Rahmen der dreiminütigen Sprechzeiten hatten die Referenten die Möglichkeit, Fragen zu den Gründen, den Auswirkungen und den Lösungsansätzen in der Euroraumkrise zu beantworten und zu problematisieren. In den Gründen für die Vertrauenskrise in den Euro konnte zwischen beiden Referenten eine große Übereinstimmung festgestellt werden, ihre Meinungen zu den Lösungsansätzen  variierten hingegen stark. Dabei vertrat Prof. Dr. Gustav A. Horn die Auffassung, dass Eurobonds ein alternativloses Instrument zur Rettung des Euros darstellen. Eurobonds schaffen Vertrauen unter den Mitgliedsstaaten und den Bürgern indem sie durch einen einheitlichen, relativ niedrigen Zinssatz die Refinanzierung gefährdeter Eurostaaten sichern. Hingegen verwies Prof. Dr. Max Otte auf den allgemeinen und grundlegenden Reformbedarf der institutionellen Architektur der Europäischen Union. So betonte Prof. Dr. Max Otte, dass die alleinige Einführung von Eurobonds den Effekt von ‚Wasser in Fässern mit Löchern‘ hätte. Eurobonds allein könnten die bestehenden und kommenden Probleme nicht lösen. Um besagte ‚Löcher‘ zu stopfen müsste es grundsätzliche, strukturelle Reformen in der Eurozone geben. Europa brauche keinen Fiskalpakt zu Lasten der Bürger. Hingegen wäre ein Insolvenzverfahren, an dem Banken proportional beteiligt wären, ein gangbarer Weg.

Die Abstimmung nach der Diskussion zeigte mit einem Ergebnis von 54% zu 44% einen leichten Vorsprung für die Argumentation „Pro Eurobonds“, jedoch ohne eine große Verschiebung des Meinungsbildes. Zwei Prozent der Besucher der Debatte blieben unentschlossen.

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